Teleskop Erfahrungsbericht


Erfahrungsbericht mit dem Celestron C5
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Aufbau des Teleskops
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Vor etwa 2 Jahren habe ich mir dieses Teleskop gekauft.
Es handelt sich dabei um ein Schmidt-Cassegrain-Teleskop
mit 125mm Öffnung und einer Brennweite von 1250mm.
Das Schmidt-Cassegrain besteht im wesentlichen aus einem Hauptspiegel und
einem Fangspiegel der das Licht durch ein Loch im Hauptspiegel zurückwirft
wo es ins Okular gelangt. Das obere Ende des Tubus besteht aus einer
(Korrektur)Linse.
Mit dieser Bauweise kann die physikalische Länge des Teleskops auf nur
36cm verkürzt werden (trotz einer Brennweite von 125cm).
Leider ist die die Aufhängung und Nachführmechanik noch etwas grösser.
Ich habe zwei Okulare, eins mit 25mm Brennweite und eines mit 5mm. Das
ergibt Vergrösserungen von 50 und 250, was auch gleich die maximal mögliche
sinnvolle Vergrösserung bei diesem Teleskop darstellt.
Die maximale Vergrösserung jedes Teleskop beträgt etwa 2*Öffnung/mm.
(Oft werden Billigfernrohre angeboten die eine wesentlich stärkere
 Vergrösserung versprechen. Mit diesen unsinnigen Vergrösserungen kann
 man aber auch nicht mehr Einzelheiten sehen als eben mit der maximal
 sinnvollen Vergrösserung.)

Montierung
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Die Nachführmechanik braucht man um die Erdrotation auszugleichen. Besonders
bei starker Vergrösserung wandern sonst die Sterne ziemlich schnell aus dem
Blickfeld. Um die Erdrotation auszugleichen muss die Rotationsachse der
Nachführmechanik natürlich parallel zur Erdachse ausgerichtet werden.
Dazu benötigt man einen Parallaktischen Aufsatz mit Libelle (kleine Wasser-
waage) bei dem man die geographische Breite einstellt. Das ganze muss dann
noch nach Süden ausgerichtet werden, was man laut Handbuch am besten mit
Ausrichten auf den Polarstern macht. Ich habe aber festgestellt dass es
einfacher und erst noch genauer geht wenn man einen hellen Stern möglichst
in der Nähe des Äquators verwendet.

Der mit dem Celestron mitgelieferte Parallaktische Aufsatz war mit einer
Skala versehen die überhaupt nicht stimmte. Ziemlich blamabel für so ein
teures Fernrohr! Ich habe sie also entfernt und eine selbst gezeichnete
Skala aufgeklebt ( auf Tintenstrahldrucker gedruckt).
Die Deklination-Skala an der Aufhängung ist auch etwas mangelhaft. Die
Markierung um den Wert abzulesen ist so weit von der Skale entfernt dass
man nur mit Mühe auf 1 Grad genau ablesen kann. Beim Einjustieren der Skala
muss man eine etwas klobige Kreuzschraube lösen und beim wieder Anziehen
dann hoffen dass sich die Skala nicht wieder verschiebt. Zum besseren
Ablesen habe ich also eine kleine Nonius-Skala gezeichnet und aufgeklebt.
Damit kann ich etwa auf 0.2 Grad genau ablesen.
Wenn wir schon bei den Mängeln sind möchte ich hier auch noch die Nachführ-
genauigkeit ansprechen. Für direkte Beobachtungen ist sie ausreichend. Bei
Fotografischen Aufnahmen zeigen sich hier aber Schwächen.

Fotografie
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Ich habe einige Aufnahmen mit einer Spiegelreflexkamera gemacht die ohne
Objektiv an Stelle des Okulars montiert wird. Damit wirkt das Teleskop als
Kamaraobjektiv. Um vernünftige Bilder zu erhalten braucht man Belichtungs-
zeiten von 5 bis etwa 60 Minuten. Bei nicht exakter Ausrichtung (Drehachse
nicht exakt parallel zur Erdachse) werden die Sterne als Kreisbögen
abgebildet.
In den erhaltenen Bildern sind aber meist gezackte Linien zu sehen. Ich
vermute daher dass das Getriebe nicht ganz regelmässig läuft. Dabei sind
Unregelmässigkeiten in den Zahnrädern denkbar oder gar falsch geformte
Zacken. Eine andere Erklärung (die ich aber für etwas weniger wahrscheinlich
halte) währe dass der Hauptspiegel etwas wackeln würde (immerhin muss er
ja mechanisch bewegt werden um die Schärfe einzustellen).
Inzwischen habe ich noch einen Radialguider dazugekauft, womit man bei der
Nachführung anhand eines Leitsterns jeweils etwas nachkorrigieren kann.
Bisher hatte ich mit dieser Methode allerdings noch keinen Erfolg. Das
Hauptproblem dabei ist dass die Leitsterne schwierig zu sehen sind. Man
müsste bessere Sichtbedingungen und weniger Streulicht haben als hier in
Zürich. Leider ist der Transport des Teleskop ziemlich umständlich, obwohl
es als Reiseteleskop angepriesen wird.
Man braucht schon einen recht grossen Koffer um das (zerlegte) Stativ darin
unterzubringen. Für den Transport im Flugzeug hatte ich auch den
Parallaktischen Aufsatz und die Aufhängung zerlegt. Damit hatte ich es
gerade noch geschafft alle empfindlichen Teile im Handgepäck unterzubringen.
Damit ging es dann auf die Kanarischen Inseln, wo ich unter anderm die
Mondfinsternis im September 1996 aufgenommen habe.
Eine andere Methode die Sterne zu fotografieren besteht darin die Kamera
samt Objektiv auf eine Schiene am Tubus zu montieren. Damit wird das
Teleskop einfach als Nachführhalterung der Fotokamera verwendet. Bei dieser
Variante sind die vorstehenden Probleme nicht aufgetreten. Das könnte
vermuten lassen dass das Problem wirklich beim wackligen Spiegel liegt,
aber es kann natürlich auch sein dass durch die bedeutend schwächere
Vergrösserung die Nachführungsungenauigkeiten nicht zum tragen kommen.

Ihr werdet euch vielleicht fragen wozu der Aufwand, und was hat das alles
mit dem Amiga zu tun?

Planetariumprogramm "Planetium"
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Es war schon immer (seit den ersten Computer-Erfahrungen) mein Traum einmal
ein gross(artig)es Astronomieprogramm zu schreiben. Mit meinem neuen
Programm Namens "Planetium" bin ich nun dran mir diesen Traum zu erfüllen.
Mit den ersten brauchbaren Heim-Computern war dies wirklich noch ein
unerfüllbarer Wunschtraum. Der Amiga500 war dazu viel zu langsam, ausserdem
gab es noch kein C++. Das ganze Programm in Assembler zu schreiben (die
einzig brauchbare einigermassen schnelle Programmiersprache zu dieser Zeit)
wäre viel zu komplex gewesen.
Inzwischen mit einem Amiga3000, Turbokarte und einem fast perfekten C++
Compiler ist es schon fast ein Kinderspiel. Anfangs hatte ich noch die
Idee die physikalischen Vorgänge exakt zu simulieren, da die entsprechenden
Gleichungen recht einfach sind. Es hat sich aber schnell gezeigt dass dies
doch nicht realisierbar ist, denn man würde sehr genaue Startbedingungen
brauchen, und trotzdem würden sich kleinste Fehler so stark aufschaukeln
dass man doch bald wieder weit von der Realität entfernt wäre.
Mit den empirischen Formeln aus dem Buch von Montenbruck und Pfleger gehen
die Berechnungen hingegen erstaunlich schnell und ganau. Womit klar wurde
welchen Weg man gehen muss.

Inzwischen läuft Planetium schon recht gut. Es schweben mir aber noch
einige Erweiterungen und Verbesserungen vor.
Ein wichtiger Teil wäre es meine Bildersammlung zu vervollständigen, am
liebsten mit selbst aufgenommenen Bildern. Zumindest müssen die Bilder
urheberrechtsfrei sein da ich mein Programm auch weitergeben möchte.

Ausrichtung des Teleskops
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Wie schon weiter oben angesprochen muss besonders für Fotografien das
Teleskop möglichst genau ausgerichtet werden. Damit die Südrichtung schon
beim Aufstellen möglichst gut stimmt habe ich noch einen kleinen Kompass
auf den Parallaktischen Aufsatz geklebt. Der Aufsatz lässt sich entweder
auf das Stativ aufsetzen, oder aber direkt auf ein breites Fensterbrett
stellen.
Die Nachführung wird eingestellt und das Teleskop auf einen hellen Stern
gerichtet (z.B. einen Planeten). An der Nachführeinheit wird dann die
momentane Sternzeit eingestellt. Jetzt wird das Teleskop soweit gedreht
bis die Rektaszension mit dem berechneten Wert übereinstimmt.
Sowohl die Sternzeit wie auch die Rektaszension des benutzten Sterns oder
Planeten wird von Planetium angezeigt. Wenn man unterwegs ist wird
natürlich zuvor Planetium gestartet, die gewünschte Zeit eingestellt und
die Ephemeriden ausgedruckt. Auf dem Ausdruck sind dann alle benötigten
Daten zu finden (wenn auf einen Planeten justiert wird - Für Fixsterne
nimmt man eine entsprechende Tabelle mit).
Nachdem jetzt also die richtige Rektaszension eingestellt ist, ist der
Stern nicht mehr in der Mitte. Das Teleskop wird jetzt soweit nachgeschoben
und auch die Deklination verstellt bis der Stern wieder in der Mitte ist.
Jetzt wird noch die Deklination abgelesen und mit dem berechneten Wert
(oder aus Tabelle) verglichen. Die Abweichung sollte nicht sehr gross sein
(+- 1 Grad).
Soll jetzt ein bestimmtes Objekt beobachtet werden, so stellt man einfach
die entsprechenden Koordinaten (auch wieder von Planetium berechnet, oder
aus Tabelle abgelesen) ein. Meist trifft man dabei das Objekt fast genau.
Falls nicht versucht man erst mal die Deklination zu varieren, da diese am
wenigsten genau eingestellt werden kann. Sollten die Abweichungen grösser
sein liegt das meist an einem zu weichen Untergrund (Stativ sinkt ein) oder
an schlecht eingestellter Libelle (Fensterbrett nicht ganz waagrecht).

Fotos mit Digitalkamera
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Beim Fotografieren des Mondes spielen Ungenauigkeiten bei der Nachführung
keine Rolle da man hier mit Belichtungszeiten unter 1 Sekunde auskommt.
Für die Mondfotos in Planetium habe ich eine Digitalkamera vom Typ
Casio-QV-100 verwendet.  Das Programm für die Übertragung der Fotos in den
Amiga muss man allerdings in Deutschland bestellen, da die Schweizerischen
"Fachgeschäfte" die diese Kamera verkaufen nicht wissen dass es einen
Amiga gibt.
Mit einem kleinen Umbau des Kamerakopfs kann man direkt durchs Teleskop
(für Mondkrater) oder durchs 25mm Okular (für gesamten Mond) fotografieren.
Leider kann man mit der Digitalkamera keine grossen Belichtungszeiten
einstellen (maximal etwa 1/8 Sec.), somit kann man damit keine Sterne
fotografieren. Dafür verwende ich weiterhin meine Spiegelreflexkamera.
Um die Fotos in den Computer zu bringen suche ich noch einen Diascanner.
Ich habe da schon einen gesehen der gehen könnte, allerdings gibt es nur
Software dazu für MAC und MS-Window. (Oder vielleicht wissen die Verkäufer
bloss nicht dass es auch Amiga-Software dazu gibt ?).

Schlussfolgerung
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Mein Gesamteindruck des Teleskop ist recht gut. Besonders gefällt mir dass
es so kompakt ist. Das Problem mit dem Fotografieren hoffe ich noch in den
Griff zu bekommen. Wer also eine Idee dazu hat (vielleicht schon ein
ähnliches Problem hatte) soll sich doch mit mir in Verbindung setzen.



"Nomen est omen"

"Planetium" ist als Abkürzung für Planetarium mit Anlehnung an Platin (für Edel) gedacht. Ähnlichkeit mit Pentium war aber nicht gewollt.

Koordinaten für Gestirne

Vereinfachte Erklärung der Sternen-Koordinaten
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Die Koordinaten eines Sterns werden in Rektaszension (RA) und
Deklination (Dec) angegeben.

Die Deklination ist einfach der Abstand in Winkelgrad vom Himmels-Äquator.

Die Rektaszension ist der Abstand vom Frühlingspunkt.
Dies wird nicht in Winkelgrad sondern in Zeiteinheiten angegeben, wobei
24 Std gleich 360 Winkelgrad sind.

Für Fixsterne sind die Positionen konstant.  Na ja wenigstens fast. Wegen
der Eigenbewegungen der Fixsterne gibt es kleine Änderungen die sich aber
im allgemeinen erst nach Jahrhunderten bemerkbar machen.

email: pfister@pci.unizh.ch www: http://www.unizh.ch/pci/pfister/privat/planetium.html ----------------------------------------

letzte Aktualisierung des Dokuments: 16.4.1999 (html-Anpassung 6.4.2004)